DolchstoĂźlegende:

  • OHL hätte den Krieg noch gewonnen
  • Sozialdemokraten hätten den Vertrag zu schnell unterschrieben und den deutschen Soldaten „den Dolch in den RĂĽcken gestochen”
StärkenSchwächen
Freiheit, GleichheitReichspräsident kann Reichstag auflösen ⇒ absolute Macht, Willkür ⇒ Gewaltenteilung unwirksam
Freie MandateGrundrechte können in Notlagen vom Präsidenten außer Kraft gesetzt werden ⇒ keine tatsächlichen unveränderbaren Rechte
freie, gleiche, geheime demokratische Wahlenlange Amtszeit des Reichspräsidenten
Frauen dürfen wählenkein Verfassungsschutz
GewaltenteilungParteienzersplitterung, Blockade

„Ersatzkaiser” ⇒ Präsident hat absolute Macht wie ein Monarch, nur dass der Monarch nicht gewählt wird
⇒ verfassungswidrige Kombination aus Art. 25 WV und Art. 48 WV, aber kein Organ kann dies verhindern

GrĂĽnde:

  • Verhinderung der BĂĽrokratie im Notfall (z.B. Hungersnöte wie im 1. WK)
  • schnelle Entscheidungstreffung fĂĽr schnellen Wiederaufbau Deutschlands

Staatsgewalt vom Volk:

    • direkte Wahl des Präsidenten
    • indirekte Wahl des Reichstags und des Länderparlaments
    • Möglichkeit zu Volksentscheiden zur direkten Gesetzungsgebung
    • alle Rechte können vom Präsidenten ausgesetzt werden

Wenn der Reichspräsident nicht demokratiefeindlich ist, ist die Weimarer Republik sehr effizient

Weimarer Republik am Abgrund?

  • Ruhrbesetzung bringt die Republik zum Kollaps
  • Deutschland kann die Reperationen nicht bezahlen
  • Regierung ruft zum passiven Wiederstand gegen die Besatzung aus ⇒ Generalstreik, Versprechung die Gehälter der BĂĽrger weiterhin zu bezahlen während Steuern aus dem Ruhrgebiet fehlten
  • Kosten der Ruhrbesetzung werden durch Mehrgelddruckung
  • hohe Arbeitslosigkeit
  • Beendung der Inflation durch EinfĂĽhrung der auf Immobilienwerten basierende Rentenmark im Kurs 1 Rentenmark : 1 Billion

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„Druck der Umstände” - Krisen im Jahr 1923

  • Notstand in Bayern
  • Seperatisten im Westen („Rheinische Republik”)
  • Deutscher Oktober
  • Hitlerputsch

Deutscher Oktober

  • KPD stellt Kampfverbände, die „Proletarische Hundertschaften” zusammen
  • linker FlĂĽgel der SPD unterstĂĽtzt die KPD, weiĂź aber nichts von der geplanten Revolution mit Moskaus Hilfe ⇒ will primär dem erwarteten rechten Marsch auf Berlin (Hitlerputsch) entgegenwirken
    1. Oktober 1923 → KPD tritt in sächsische Regierung mit Leiter der Staatskanzelei ein, kann aber nicht wie geplant die Kontrolle über Innenministerium um
    1. Oktober → Verbot der Hundertschaften durch Generalleutnant der Reichswehr
    1. Oktober → KPD tritt in Thüringer Regierung ein
  • in ThĂĽringen und Sachsen: Machtergreifung ist legal
    1. Oktober → sächsische Polizei wird direkt der Reichswehr unterstellt ⇒ Entmachtung der KPD-Regierung
    1. Oktober → Arbeiterkonferenz in Chemnitz zur eventuellen Ausruf eines Generalstreiks schlägt fehl
  • 23-25. Oktober 1923 → Aufstand in Hamburg, Ăśberfall der Polizei, 41 Tote, Polizei konnte sich aber durchsetzen
  • 21.-27. Oktober → SchieĂźereien zwischen Reichswehr und den Kommunisten, VorrĂĽcken der Reichswehr unter direktem Befehl Eberts
  • dann: Auflösung der KPD-Regierung durch direkten Befehl Eberts

Wehrhaftigkeit der Weimarer Republik:

  • Eingriff der Reichswehr im Deutschen Oktober, im Hitlerputsch und in der Rheinischen Republik
  • direkter Eingriff des Präsidenten - als Demokratiefreund - setzt Notverordnungen zum Wohle der Demokratie ein
  • im Deutschen Oktober: direkte Auflösung der Regierung
  • leichte Stabilisierung der Wirtschaft
  • fehlende UnterstĂĽtzung des Volkes bei allen Putschversuchen ⇒ keine Einigung im Parlament und keine festen Koalitionen, Splitterparteien
  • Reichswehr und Exekutive sind regimtreu
    ⇒ sehr wehrhaft, aber Weimar bleibt instabil: „Druck der Umstände”

Kultur und Gesellschaft während der Goldenen Zwanziger:

  • weiterhin hohes Ansehen und wirtschaftlichen Einfluss des Adels, privilegierter Zugang zu hohen Positionen, vor allem im Militär
  • höhere Bedeutung des BĂĽrgertums durch zunehmende Demokratie, mehr höhere Angestellte in Unternehmen
  • keine Verbesserung in den Mittelschichten durch Folgen der Inflation; z.B. selbstständige Handwerker fĂĽhlen sich benachteiligt durch die soziale Arbeiterpolitik der Weimarer Republik
    • Bedrohung von „Unten” und von „Oben”, GroĂźkapital kauft Unternehmer auf und Handwerkerlöhne werden allmäßig an die Arbeiterlöhne angeglichen
    • Abgrenzung nach „Unten”
    • Angst vor sinkendem Prestige und Abstieg in die Unterschicht
  • keine wirkliche Veränderung der Situation der Bauern
  • Vernachlässigung der Kriegsveteranen, Veteranen mĂĽssen oft betteln und haben keine Lebensgrundlage, besonders bei Verletzungen ⇒ gesellschaftliches Tabu
  • mehr Rechte und bessere Löhne fĂĽr die Lohnarbeiter
  • Grundrecht fĂĽr Gleichberechtigung der Frauen und Frauenwahlrecht fĂĽhrt zu Arbeit als Trend fĂĽr Frauen aus Not, z.B. als Sekretärin oder Verkäuferin
    • Doppelbelastung fĂĽr arbeitende Frauen
    • andererseits: „Entdeckung der modernen Frau” als Gegenteil zum traditionellen Bild der Hausfrau, definiert ĂĽber Eigenleistung und -errungenschaften
  • vorwiegend weiterhin Ideal des Soldatenmannes, aber auch langsame Verbreitung der Ideen des Familienvaters und gleichgestellten Ehemanns
  • Verhältnis zur jĂĽngeren Generation als zentrales Konfliktthema
    • Wert der jĂĽngeren Generation wird anerkannt
    • Bildung von „BĂĽnden” durch verschiedene politische und kulturelle Gruppen zur gezielten Organisierung von Jugendbewegungen
    • allerdings: verstärkte Bevormundung, Kontrolle und Disziplinierung von Jugendlichen durch politisch-kulturelles Interesse
  • groĂźe Spaltung von Stadt/Land, neuer Mittelstand/alter Mittelstand etc.
    • neu etablierte Konsumgesellschaft ist fĂĽr viele Gruppen unzugänglich, weshalb diese abgelehnt und durch Tradition ersetzt werden
    • Ablehnung des „Neuen” sowie Nationalismus, Antiamerikanismus und Antisemitismus

Stellungnahme:

  • Ruhe vor dem Sturm:
    • auĂźenpolitisch: vergleichsweise weniger Isolation, dennoch sehr isoliert
    • innenpolitisch: kompromisslos, hohe Polarisierung, keine Bildung von wirklichen Mehrheiten, mehr national-konservative Kräfte ⇒ Hindenburg wird Reichspräsident
    • Wirtschaft: Erholung der Wirtschaft, Leiden unter den hohen Reperationen, Exportboykott, niedrige Investitionen, hohe Arbeitslosenquote
    • Gesellschaft:
      • erhöhte Unterschiede zwischen Arm und Reich (Adel bleibt bestehen, nur keine direkte politische Macht mehr)
      • starke Polarisierung zwischen Mittel- und Unterschicht ⇒ Angst vor Abstieg
      • Absturz der Veteranen ⇒ Tabuthema
      • Spaltung von alter (Tradition) und neuer (Konsumgesellschaft) Kultur