Autor: Goethe
Veröffentlichung: 1808
Gattung: Gedicht
Epoche: Weimarer Klassik
Titel: „Osterspaziergang“
erster Eindruck:
- komplex
- Frühling
- positive Grundstimmung
- bildliche Sprache (viele Adjektive)
- belebt, bewegt
Reimschema: kein festes: Dreifach-Reimreihe, Kreuzreime, Paarreime
Metrum: n.A.
Kadenz: n.A.
lyrisches Ich ab 3. Strophe
Thema: Wiedererwachen der Natur und des Menschen
viele Verwendung von Farben
Inhalt:
- Winter verschwindet und der Frühling beginnt
- Die Menschen drängen zur Natur und zur Sonne
- Die Menschen freuen sich über den Frühling
Natur als Höhepunkt des Menschlichen Daseins
Das Gedicht „Osterspaziergang“ wurde 1808 von Johann Wolfgang von Goethe als Teil der Tragödie „Faust I“ veröffentlicht. Es ist der Weimarer Klassik zuzuordnen und handelt von der Freude verbunden mit dem Erscheinen des Frühlings.
Der „Osterspaziergang“ besteht aus 3 Strophen mit je 13, 12 und 11 Versen. Es besteht aus Kreuzreimen, Paarreimen und umarmenden Reimen, hat aber insgesamt kein festes Metrum und keine konsequente Kadenz.
Das lyrische Ich, welches mit dem Protagonisten der Tragödie, Dr. Heinrich Faust, gleichzusetzen ist, da dieser das Gedicht spricht, geht während des Monologisierens spazieren. Aus diesem Grund könnte man die Unregelmäßigkeit des Gedichtes damit begründen, dass Faust das Gedicht spontan spricht.
Ab der zweiten Strophe ist Faust als lyrisches Ich auch präsenter. In Vers 15–16 spricht er den Leser direkt an, während er in der dritten Strophe durch die Verwendung der Personalpronomen „uns“ und „ich“ weiter hervortritt (V. 29, V. 35, V. 38).
Die erste Strophe handelt vom Verschwinden des Winters, dem Beginn des Frühlings und dem damit verbundenem Aufblühen. Die zweite Strophe handelt vom Drängen der Menschen zu der Natur, mit dem Erscheinen des Frühlings und dem Vergleich von Natur und Stadt. Die dritte Strophe handelt von der Freude, welche die Menschen durch diese Jahreszeitänderung erfahren und der Ausbreitung der Menschen in der Natur.
Der Titel „Osterspaziergang“ bezieht sich darauf, dass der angesprochene Beginn des Frühlings ungefähr zu Zeiten des Osterfestes liegt (vgl. V. 19–20) – in der Tragödie spricht Faust das Gedicht auch am Ostersonntag. Weiterhin nutzt der Text viele mit Bewegung verbundene Verben, was zum Spaziergang passt (vgl. u. A. V. 5, V. 6, V. 10, V. 14, V. 17, V. 26). Dies führt dazu, dass das Gedicht insgesamt sehr bewegt wirkt.
Inhaltlich fällt auf, dass Faust dem Winter abgeneigt ist und den Frühling (und die Natur) idealisiert.
Der Winter wird mit negativ konnotierten Wörtern verbunden:
Er wird als „alt“ und „schwach“ bezeichnet (V. 4) und mit dem Verschwinden des Eises werden Strom und Bäche „befreit“ (V. 1).
Außerdem sendet er „ohnmächtige Schauer körnigen Eises“ (V. 7).
Der Frühling dagegen hat einen „holden, belebenden Blick“ (V. 2) und wird als „wahrer Himmel“ (V. 36) bezeichnet. Durch ihn „grünet Hoffnungs-Glück [im Tal]“ (V. 3), „regt sich Bildung und Streben“ (V. 10) und alles wird „mit Farben [belebt]“ (V. 11). Mit seinem Erscheinen muss der Winter sich „zurückziehen“ (V. 5) und „fliehen“ (V. 6). Weiterhin wird er der Sonne gleichgestellt (vgl. V. 9-11).
Darauf folgend beschreibt Faust, wie die Menschen auf den Frühling reagieren: Sie „feiern die Auferstehung des Herrn“ - das Osterfest. Sie drängen an die Natur (vgl. V. 14-17) und breiten sich aus (vgl. V. 33-34). Die Menschen werden hier gottgleich gemacht - durch den Frühling „sind [sie] selber auferstanden“ (V. 19). Des Weiteren benötigt ein Auferstehen den Tod, also wird indirekt der Winter auch als Tod bezeichnet. Dies passt sehr gut zur Vorstellung des Jahres als Lebenszyklus.
Faust bezeichnet demnach den Frühling und die Natur als Höhepunkt des menschlichen Daseins. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“ (V. 38).
Abschließend ist klar bewiesen, dass Goethe in dem Gedicht Natur und Frühling idealisiert, was auch typisch für die Weimarer Klassik ist.